Gabriele Stötzer
Freiheit*Frauen*Untergrund
Salongespräch vom 24. Oktober 2022 zu Kunst und Feminismus in der DDR.
Gabriele Stötzer, Performance-Künstlerin und Schriftstellerin, wurde am 14. April 1953 im Dorf Emleben unweit von Gotha geboren.
Nach Lehre und Abitur begann sie ein Studium für Deutsch und Kunsterziehung an der Pädagogischen Hochschule Erfurt – nach ihrer Solidarisierung mit dem exmatrikulierten Kommilitonen Wilfried Linke erfolgte 1976 auch ihre Exmatrikulation. Im November 1976 wurde sie nach ihrer Unterschrift gegen die Ausbürgerung von Wolf Biermann als „Rädelsführerin“ verhaftet. Ihre Weigerung zu „tätiger Reue“ brachte ihr fünf Monate Untersuchungshaft. In den Verhören sprach sie offen aus, was sie dachte, erfüllte damit den DDR-Tatbestand der „Staatsverleumdung“ und wurde zu einem Jahr Strafvollzug ohne Bewährung verurteilt. Weil sie im Gegensatz zu anderen politischen Häftlingen die DDR nicht verlassen wollte, fand sie sich in der Gefängnishierarchie weit unten. Diese Zeit im Frauengefängnis Hoheneck hat Gabriele Stötzer persönlich und in ihrer künstlerischen Arbeit sehr geprägt. Ihre einjährige Haft führte aber nicht zum Verstummen.
Gabriele Stötzer hat 1984 die Künstlerinnengruppe „ERFURT“ gegründet und am 4. Dezember 1989, in einem historischen Akt des Aufbegehrens, gemeinsam mit vier anderen Frauen die erste Stasibesetzung der DDR mitinitiiert. Derlei kunstüberschreitende Strategien und die erfolgreiche Gründung des bis heute funktionierenden, selbstverwalteten Kunsthauses Erfurt markieren die Einzigartigkeit dieser Künstlerinnengruppe – und Gabriele Stötzer war das Kraftzentrum dieses lebendigen Untergrunds in Erfurt.
Im Rahmen einer Kooperation mit „Wiener Lichtblicke 2022“ wurde im Oktober und November 2022 am Gaußplatz eine Lichtlandschaft präsentiert, das Chromotop > 11 FREIHEIT von Gabriele Stötzer (wienerlichtblicke.at).
>> Buchtipp: Gabriele Stötzer. Der lange Arm der Stasi. Die Kunstszene der 1960er, 1970er und 1980er in Erfurt, ein Bericht (2022)
>> Skug-Artikel: Interview mit Gabriele Stötzer. »Nur in Freiheit können wir kreativ sein« (2022)
>> PODCAST: Radio AugartenStadt - https://cba.fro.at/594258
>> Und hier gehts zum VIDEO ... bitte runterscrollen ...
Aufzeichnung des Salongesprächs mit Gabriele Stötzer und Ania Gleich zu Kunst und Feminismus in der DDR.
Filmische Umsetzung: Wolfgang Bledl. Organisation & Idee: Uschi Schreiber. Ein Projekt des Aktionsradius Wien.
Ab Minute 52:40 Lesung einiger Auszüge aus dem Buch:
Gabriele Stötzer „Der lange Arm der Stasi. Die Kunstszene der 1960er, 1970er und 1980er in Erfurt“.