Rückblick auf Entstehungsgeschichte und
Etappen der Stadt-Kultur-Arbeit

2017 feierte der Aktionsradius als Veranstaltungslokal & Kulturbüro
am Gaußplatz 11 sein 25-jähriges Bestehen!

Der Aktionsradius Wien ist ein Kulturbüro und Themenveranstalter am Gaußplatz 11, 2007 relaunched und neu gegründet unter der Leitung von Uschi Schreiber. Die Arbeit des Aktionsradius Wien basiert aber auf den Säulen und kulturellen Schwerpunkten der Vorgängerprojekte, die gemeinsam von Uschi und Dieter Schreiber etabliert wurden: Aktionsradius Augarten (1989-2006), Bürgerbeteiligung Gaußplatz (1990-1995), Kulturnetz Wien/Transdanubien (1995-2006) sowie EU-Projekt Kultur.Park. Augarten. (2001-2006). Seit den Anfängen mit dem Vorläuferprojekt „Arbeitskreis Augarten“ (1989) sind also bereits mehr als 30 Jahre konstanter Kulturarbeit vergangen.

Die Fülle der Stadtkultur-Projekte, die seit 1989 realisiert wurden, war Motor und Impulsgeber für eine erfolgreiche kulturelle Stadtentwicklung im Augartenviertel und auch in anderen Wiener Stadtteilen. Im Besonderen prägt der Aktionsradius seine unmittelbare Umgebung, die Bezirke Leopoldstadt und Brigittenau – die „Mazzesinsel“. Projekte wie „Die verlorene Insel“, eine Veranstaltungsserie zur Erinnerung an die Vertreibung der jüdischen Bevölkerung in der NS-Zeit, haben die Geschichte des eigenen Stadtteils thematisiert. Diese Reihe mündete 1999 in die „Gedenkstätte Karajangasse“, einem Erinnerungsort im Keller des BORG XX, der gemeinsam mit dem Brigittenauer Gymnasium und dem Polytechnischen Lehrgang Brigittenau umgesetzt wurde und zu Schulzeiten besucht werden kann.
In über 30 Jahren kontinuierlicher Kultur- und Stadtteilarbeit war es ein wichtiges Ziel, nachhaltige Effekte in der Stadtregion „Augartenviertel“ zu erzielen. Mit Erfolg. Der Gaußplatz hat sich vom reinen Verkehrsplatz zum belebten und im Sommer mediterran wirkenden Platz mit hoher Lebensqualität entwickelt. Der Augarten ist von einem (in den 1980er Jahren) eher unbeachteten zu einem hippen Wiener Park avanciert und lockt heute Kunstfreunde, Sportler und Erholungssuchende gleichermaßen an.


Wir möchten einen RÜCKBLICK UND ÜBERBLICK geben über die unterschiedlichen Projektstadien, über Vorläufer- und Begleit-Projekte sowie über die wesentlichen Bausteine und thematischen Phasen unserer Stadt-Kulturarbeit der letzten 30 Jahre:

 


1989-1992: Arbeitskreis Augarten – Arbeitskreis Gaußplatz

Augarten „wachküssen“ und Gaußplatz neugestalten

Am Anfang ging es darum, mitzugestalten und mitzubestimmen, was mit der Stadt – bzw. mit dem eigenen Stadtteil – passiert. Uschi & Dieter Schreiber, Stadtplanerin und Architekt, reagierten auf Wünsche und Ideen von AnrainerInnen und gründeten 1989/1990 zwei lokale Bürgerinitiativen, die ein Reservoir von AktivistInnen und einen Vorrat von Partizipations-Erfahrungen bildeten, aus denen später der Aktionsradius Augarten in seiner Vereinsform hervorging (1992).

Ziel der „Bürgerinitiative“ Arbeitskreis Augarten war es, den Augarten „wachzuküssen“, der in den 1980er Jahren nicht sehr attraktiv war und selbst von vielen AnrainerInnen noch nicht als ein für menschliche Begegnungen und kulturelles Leben aneigenbarer öffentlicher Raum wahrgenommen wurde. Der barocke Garten sollte für die BewohnerInnen attraktiviert und kulturell neu belebt werden. Zum ersten Treffen im Juli 1989 kamen enttäuschende vier Personen. Dennoch wurde eine konkrete Start-Aktion vorbereitet, der "1. Historische Spaziergang mit Frau Silbert" am 22. September 1989, der dann bereits über 80 Interessierte anlockte. So schlossen sich immer mehr AnrainerInnen dem "Arbeitskreis" an. In der Folge wurde der Bau von vier Spielplätzen initiiert, Parkführungen, klassische Morgenkonzerte und Kinderaktivitäten organisiert. In Anlehnung an die multikulturelle Tradition des Augartens wurde 1991 das Weltmusikfestival „Fest der Völker“ kreiert und damit eines der ersten Wiener Weltmusik Openairs etabliert. Erfreuliches Ergebnis des ersten Festes war ein Staatsförderpreis für innovative Kulturarbeit von Kunstminister Dr. Scholten, der für Uschi und Dieter Schreiber den Grundstein legte für die Gründung des Kulturvereins Aktionsradius Augarten am Gaußplatz 11.

Audiotrack (gestaltet von Mischa G. Hendel)
Rückblick auf die Gründungsphase (1989-1992)
Uschi und Dieter Schreiber
(Musik: Das Strenge Kammerorchester - Dank an ottolechner.at und tschiritsch.com)
Dauer 9´12


Weitere Audiotracks zur Geschichte und zu den Projekten des Aktionsradius
finden Sie auf der Seite Video & Audio 
 

Ziel der „Bürgerinitiative“ Arbeitskreis Gaußplatz war es, den Gaußplatz neuzugestalten und an diesem Exempel den Beweis zu liefern, dass eine demokratische Kultur der Stadtplanung nicht an der vermeintlichen Interesselosigkeit der BürgerInnen scheitert. Der Arbeitskreis erarbeitete Vorschläge für eine Neugestaltung des Platzes.
In der Folge wurde eine internationale Architekturausstellung in einem Zelt am Gaußplatz realisiert sowie ein anschließender geladener Architektenwettbewerb, der die Arbeitskreisideen aufgriff und konkrete Neugestaltungsprojekte entwickelte. 1994/95 wurde von Seiten der Stadt das Planungsprojekt von Arch. Andreas Brandolini realisiert. In den Jahren danach engagierte sich der Arbeitskreis bzw. der neugegründete Aktionsradius Augarten für die kulturelle Belebung des Gaußplatzes: Es wurden Feste organisiert, Kinderprogramme, Märkte, Musikreihen, und in Kooperation mit der Kirche Gaußplatz finden seit damals jährlich ein "Pomali"-Sommerfest im Juni und ein "Pomali"-Erntedankfest im September am Gaußplatz statt, auch heute noch!

In diesen ersten Jahren arbeitete eine Vielzahl an Menschen aus dem Stadtteil an den Projekten des Arbeitskreis Augarten und Arbeitskreis Gaußplatz ehrenamtlich mit. Aufgrund ihrer Kontinuität zu nennen sind hier Hans und Herta Bogg, Irene Pavlik, Frau Silbert, Hanspeter Nagy, Adolf Berger, Irmi Hauser, Michael Zahradnik, Peter Grusch, Peter Ecker, Claudia Hloch und Alessandro de Dolcetti, Anja Benning und Silvin Seelich, Kurt Neuhold, Martina Nagl, später auch Franz Kolbeck jun. sowie Karl und Traude Rudolf. Auch Alois Kinast und Robert Sommer stießen als Aktivisten zum Arbeitskreis Augarten und Gaußplatz. Außerdem beteiligten sich die Lehrer Alfi Kampel, Ulli Lastowicka, Franz Thaler und Heinz Leibel (Polytechnikum Vorgartenstraße) an vielen Aktionsradius-(Bau)Projekten der Anfangszeit, und mit Renata Prazak (BRG XX) wurde eine konstante Kooperation über die Gedenkstätte Karajangasse aufgebaut.

 


1992-2006: Aktionsradius Augarten – Kulturbüro Gaußplatz 11

Kultur im Stadtteil etablieren, Veranstaltungsreihen, Stadtfeste, Openairs, geschichtliche Aufarbeitung

1992 wurde von Uschi und Dieter Schreiber der Verein "Aktionsradius Augarten" gegründet. Am Gaußplatz 11 konnte das ehemalige Café Troppau von Karl und Traude Rudolf übernommen werden - dank eines großartigen Einsatzes der Malerin Linde Waber, die als Mitbesitzerin des Hauses nichts unversucht ließ, um das Projekt in ihrem Haus zu ermöglichen. Der Aktionsradius konnte so an diesem Ort ein Kulturbüro und Veranstaltungslokal etablieren, er setzte aber auch die Arbeit der beiden Bürgerinitiativen fort, entfaltete sich aber durch seine neue Rolle als intensiver Kultur- und Kunstvermittler im Stadtteil und nahm den Gaußplatz in Besitz.

Mit Beharrlichkeit und Kontinuität gelang es dem Verein über die Jahre sehr erfolgreich, sichtbare und nachhaltige Effekte in seiner Stadtregion zu erzielen und das Viertel rund um Augarten und Gaußplatz aufzuwerten.

Der Name - "Aktionsradius Augarten" - verwies auf die Grätzel-Verwurzelung des soziokulturellen Projekts und auf den "Aufruf", im eigenen Radius selbst auch aktiv zu werden. Die Belebung des ehemals vernachlässigten Barockgartens war ja Initialzündung und Schwerpunkt des Vereins.
Im Augarten ging zwischen 1991 und 2001 acht Mal das „Fest der Völker/Fest der beVÖLKerung“ über die Bühne, immer im September, am Wochenende nach den Sommerferien, und es hat in diesen 10 Jahren circa 270.000 Menschen in den Augarten gebracht!

Von 1998 bis 2008 wurde mit dem „Klassik Picknick“ im Augarten ein weiteres, sehr erfolgreiches Parkevent vom Aktionsradius Augarten realisiert. Der Park wurde einen Tag lang mit klassischer Musik beschallt und es wurde mit unterschiedlichen DJs zusammengearbeitet. Der barocke Augarten bildete ein wunderbares Ambiente für die klassische Musik, und gleichzeitig konnte damit auch an die Tradition des Augartens angeknüpft werden, an die Zeit der Klassischen Morgenkonzerte, die Mozart und später Beethoven, Strauß, Lanner u.a. im Augarten zelebrierten. Auch die Klassik Picknicks des Aktionsradius lockten an die 25.000 Menschen mit Picknickkorb, Kind & Kegel in den Park. Eine Vielzahl an unterschiedlichen Konzertreihen (klassische Morgenkonzerte, Sound&Park, SommerbreakFeste, Weibersommer, Roma.Reigen, Silent Music u.a.) prägten in den Folgejahren den Augarten, so wie wir ihn heute als Kulturpark kennen.

 

Audiotrack (gestaltet von Mischa G. Hendel)
Fest der Völker – Openair Festivals Augarten (1991-2001)
Uschi Schreiber, Dieter Schreiber, Robert Sommer & Originaltöne/Interviews Feste der Völker
(Musik: O-Töne Feste der Völker, Wiener Tschuschenkapelle – Dank an Slavko Ninic und tschuschenkapelle.at)
Dauer 12´45

Auch die Gaußplatzbelebung war nach der Platzneugestaltung weiterhin Thema - die Pomalifeste sowie Kunstaktionen am neugestalteten Platz wurden fixer Teil des Jahresprogramms. Mit dem „Pomali Prinzip“ wurde eine Alternative zur neoliberalen Geschwindigkeitsdiktatur formuliert.
In den Folgejahren hat sich die Kirche Gaußplatz unter Pfarrer Dr. Gerhard Bauer auch für nachbarschaftliche Kooperationen und als Konzertlocation geöffnet. Sie wurde Schauplatz wunderbarer Weltmusik-Konzerte, und in Kooperation mit dem Aktionsradius machten auch Musikfestivals (Akkordeonfestival sowie KlezMore Festival Vienna) seit 20 Jahren Station in der Kirche Gaußplatz.

Im eigenen Kulturlokal am Gaußplatz 11 wurden in den 1990er Jahren viele unterschiedliche Veranstaltungsreihen und Formate soziokulturellen Handelns geprägt.

Hier war Robert Sommer, der in der Zwischenzeit zum Team dazugestoßen war, kreativer Kopf und gestaltete zahlreiche legendäre Veranstaltungsreihen im Kulturlokal am Gaußplatz 11 (Brennende Provinz, Uhudlerfeste, Die Verlorene Insel, Koid=Woam, Friedhof der gescheiterten Projekte, Inventur der verborgenen Talente, Aktion Zimmer frei u.a.).
Auch ehemalige ArbeitskreisaktivistInnen (Kurt Neuhold, Anja Benning, Adolf Berger u.a.) begleiteten Projekte des Aktionsradius Augarten.

Viele langjährige Reihen und Traditionen wurden am Gaußplatz 11 und im Stadtteil verankert, wie z.B. das Philosophische Café, das legendäre Jahresabschlusskonzert mit dem Kollegium Kalksburg oder die regelmäßigen Pomali-Feste in Kooperation mit der Kirche Gaußplatz.
2004 wurde in einem Kunstprojekt, einer Mischung aus Spiel und Utopie, die fiktive AugartenStadt gegründet und ein künstlerisches Projekt der „Stadterhebung von unten“ im Dreieck der Kraftorte Gaußplatz-Augarten-Wallensteinplatz gestartet. Interaktive (Foto)Aktionen, Kooperation mit Geschäftsleuten, urbane Interventionen, Ansprachen des imaginären "Bürgermeisters" und skurrile Platzfeste belebten einige Jahre lang die AugartenStadt. Die AugartenStadt ist ein Label zur Förderung von Fantasie und Träumen zum Thema urbaner Utopien, andererseits aber auch ein Rahmen zur konkreten partizipatorischen Praxis im Stadtteil. Durch die Erfindung eigener „Stadt-Ressorts“ war das Kunstwerk „Stadterhebung“ also gleichzeitig eine Art Bürgerinitiative, ein spielerischer Versuch bisher kommunalpolitisches Desinteresse zu aktivieren. Unter "Bürgermeister" Otto Lechner kreierten viele Menschen aus dem Aktionsradius-Umfeld eigene Stadt-Ressorts und Stadtratsfunktionen (siehe Kapitel "AugartenStadt").

 


1995-2006: Kulturnetz Transdanubien – kulturelle Stadtentwicklung in den Bezirken 21/22

Kommunikation, Kulturkalender, Impulsprojekte, Stadtfeste, Kunst, Beratung, Service

Als Folge der erfolgreichen Pionierarbeit mit dem Aktionsradius Augarten wurden Uschi und Dieter Schreiber 1995 von der Kulturabteilung der Stadt Wien (Stadträtin Dr. Pasterk) damit beauftragt, für die großen Stadterweiterungsgebiete Transdanubiens ein kulturelles Service- und Entwicklungsprojekt aufzubauen. Dies war die Geburtsstunde des "Kulturnetz" Transdanubien, das 10 Jahre lang unsere Kulturarbeit bereicherte und den Aufbau einer größeren Teamstruktur ermöglichte. So konnte Alois Kinast 1996 ins Team aufgenommen werden. Weitere MitarbeiterInnen in dieser Zeit waren Herwig Thöny, Manuela Mätzener, Andrea Pavlovec-Meixner, Waltraud Usahanun, Claudia Gangl, Eva Schwingenschlögl, Monika Welser. Im Kulturnetz ging es um kulturelle Stadtentwicklung in den Bezirken nördlich der Donau (21/22), um die Schaffung von Kommunikations- und Informationsstrukturen sowie die Herausgabe eines Kulturkalenders für einen Stadtteil größer als Graz und Linz.
Interessante Kulturlocations wurden aufgespürt und kulturell bespielt, z.B. das Heizhaus Stammersdorf (in Kooperation mit dem Künstler Stephan Fischer), die Wasserarena Kaisermühlen (in Kooperation mit St. Balbach Art Produktion, Firmenhallen Waagner Biro (in Kooperation mit der Künstlerin Luise Cibulka), u.a. In den neuentstandenen Satellitenstädten wurden Siedlungsfeste organisiert und in den alten Dörfern stimmige Straßen-und Hoffeste zelebriert (Dorffest Hirschstetten, Eßling, Jakob-Bindelplatz, Kultur am Kanal etc.). Renommierte Musiker wie All´Arrabbiata, Mnozil Brass u.a. wurden für Bespielungen eingeladen. Eine wichtige Säule war auch beim "Kulturnetz" der Fokus auf Partizipation und Entwicklung von unten. Ziel war es, Ortsansässige zu eigenen Kulturaktivitäten zu motivieren, bei Vereinsgründung und Startprojekten zu begleiten und gemeinsam mit BewohnerInnen der Bezirke 21/22 kulturell-lebendige Orte und Stadträume nördlich der Donau zu kreiieren.

 


2002-2006: EU-Projekt Kultur.Park.Augarten

Vernetzung, Parkmanagement, Partizipation, Kultur, Image, Infrastruktur

Mit dem Projekt „Kultur.Park.Augarten.“ wurde ab dem Millenium ein sanftes Parkmanagement für den Augarten etabliert, der vom Aktionsradius bereits 13 Jahre lang kulturell bespielt wurde. Nun aber wurde die Vernetzung der vielen Augarten-Institutionen eingeleitet, ein sanftes, koordinierendes Parkmanagement aufgebaut. „Park.Parlamente“ für AugartennutzerInnen wurden organisiert, vielfältige Kultur- und Imagemaßnahmen umgesetzt (Entwicklung von Logo und Corporate Design, Augarten-Website, Infopoints im Park, Parkführungen „Park&Guide“, Musikreihen „Sound&Park“, Mozartjahr 2006 u.a.) sowie in Kooperation mit Bundesgärten und Burghauptmannschaft eine Vielzahl von Infrastrukturverbesserungen initiiert (Pflanzung/Lindenhaine, Sanierung/Augartenmauer, Neugestaltung/Spielplätze, temporäre Öffnung der Augartensportplätze, Liegewiesen, Ökonischen, Bewässerungssysteme, Mauersanierung etc.). Die Projektleiter Uschi und Dieter Schreiber wurden bei der Umsetzung der Kultur.Park.Projekte durch die Mitarbeiterin Tina Dermitzakis sowie durch Grafiker Wolfgang Bledl optimal unterstützt. In Administration und Pressearbeit gab es Synergien und Zusammenarbeit mit dem Kulturnetz-Team.

 


2005-2017: Bunkerei Augarten

Kommunikation & Kultur, Sommer-Gastronomie & Winter-Punsch im Park

2005, gegen Ende des EU-Projekts „Kultur.Park.Augarten.“, traf Dieter Schreiber die Entscheidung, das Projekt „Bunkerei“ im Augarten zu starten und aufzubauen. Lange war es Ziel des Aktionsradius, die mittlerweile mehr als 15-jährige Augartenarbeit auch in ein dauerhaftes Projekt im Park münden zu lassen. Der Versuch, die Bunkerei Augarten als Projekt des Aktionsradius Augarten bzw. des „Kultur.Park.Augarten.“ zu entwickeln, konnte aber leider nicht realisiert werden. So traf Dieter Schreiber die Entscheidung, als Unternehmer in Projektentwicklung und Aufbau der Bunkerei Augarten zu investieren. Von 2005 bis 2017, anfangs in Kooperation mit dem kleinen Parkbuffet (Awawa) und ab 2010 als Alleinunternehmer, führte Dieter Schreiber die Bunkerei als stimmigen Sommergastgarten sowie als beliebte Winterpunscherei. Als Location für Gastronomie, Kommunikation und Kultur öffnete er die Bunkerei auch für Flohmärkte und Weihnachtsmärkte (in Kooperation mit Suzie Wong), für Privat- und Parkfeste, Konzertreihen und Klezmer Brunch, Secret Circus, Aerial Silk Seilakrobatik, Fußball Public Viewing, Shiatsu im Park u.v.m.

In einer Zeit, in der die bisherigen großen Musikfestivals nicht mehr finanzierbar waren, bot sich für den Aktionsradius dadurch die Gelegenheit, die große Bunkerhalle auch für größere Konzerte zu nutzen sowie Kooperationsprojekte und Musikreihen (mit)aufzubauen: Sound&Park, SommerBreakFeste, Songreiterei, Sound of Collapse, Silent Music, Weibersommer, Afrikafest etc. waren einige Höhepunkte. Ebenfalls konnten Festkonzerte zum 20. und 25. Aktionsradius-Jubiläum in der Bunkerei gefeiert werden.

Mit Dezember 2017 beendete Dieter Schreiber das Projekt und gab die Bunkerei Augarten an die Verpächterin (Burghauptmannschaft Österreich) zurück. Seine Entscheidung, die Bunkerei Augarten aufzubauen, war ab 2005 mit einem schrittweisen Rückzug aus den bisherigen Projekten Aktionsradius Augarten, Kulturnetz, Kultur.Park. Augarten verbunden und nahm so auch großen Einfluss auf die weiteren Entwicklungen des Aktionsradius (Abschluss der bisherigen Projekte sowie Neustart als Aktionsradius Wien ab 2007).

 


2007 bis 2019: Aktionsradius Wien – Themenveranstalter

Kunst & Kultur, Gesellschaft & Politik, Stadtteil & Stadt

Ab 2006 wurde die Entwicklung vom Grätzel- zum Stadtakteur eingeleitet und auch formal umgesetzt. Dieter Schreiber hat sich aus der Projektarbeit zurückgezogen und die Bunkerei im Augarten als Kultur- und Gastronomielokal aufgebaut. Uschi Schreiber hat gemeinsam mit Robert Sommer und Linde Waber einen Neustart mit dem Aktionsradius Wien initiert. Alois Kinast wurde vom Kulturnetz als Mitarbeiter übernommen und Irmi Egger verstärkt als Projektmitarbeiterin ab 2008 das Team.

Der Aktionsradius Wien läutete eine neue Ära ein und unterstreicht den Anspruch, nicht auf eine beschränkte lokale Aufmerksamkeit, einen Stadtteil, einen Bezirk abzuzielen, sondern auf die Aufmerksamkeit der ganzen Stadt (und Umgebung).

Inhaltlich mutierte er zum Themenveranstalter mit Fokus auf die brennenden, gesellschaftspolitischen Fragestellungen unserer Zeit; die Themen werden diskursiv und auch künstlerisch umgesetzt. Der etwa zeitgleiche Ausbruch der Finanzkrise war hieran nicht ganz unbeteiligt und verstärkte den neuen Fokus. Die bisherigen „alten“ Projekte (Arbeitskreise, Kultur.Park.Augarten, Kulturnetz) wurden beendet, wertvolle Bausteine in den neuen Aktionsradius Wien übernommen.

Die Themen des Aktionsradius Wien sind heute eine Mischung aus Kunst, Gesellschaft, Politik und Stadt. Die Hörbuch-CD-Reihe (entstanden 2002 im Kulturnetz) lädt als Audio-Edition des Aktionsradius Wien zum akustischen Flanieren durch Wiener Bezirke ein und wird 2020 als Gesamt-Wien-Edition vorliegen.

Reale „StadtFlanerien“ laden zu Themenspaziergängen durch die Stadt, um Details einer Wiener Wirklichkeit sichtbar zu machen, die weder in touristischen Programmen noch in den tonangebenden Medien beachtet werden. Die mehrmals im Jahr stattfindenden „StadtFluchten“ führen als Busexkursionen ins Wiener Umland und erkunden Orte jenseits der Aufmerksamkeit des Mainstreams.

Im März 2020 wurde mit Lockdowns und "Corona-Krise" ein unvorhersehbare "Bruch" und eine tiefgreifende Transformationsphase eingeleitet, die bis dahin nicht vorstellbar. Seit damals ist der Aktionsradius in Verwandlung, hat sich in vielen Bereichen zum Medienprojekt entwickelt und setzt für sinnliche Begegnungen verstärkt Outdoorprojekte sowie Kunst- und Naturerlebnisse um. Eine Detailbeschreibung und Evaluierung dieser Phase wird erst in einiger Zeit im Rückblick erfolgen.

Audiotrack (gestaltet von Mischa G. Hendel)
Aktionsradius Wien (ab 2007) und einige Projekt-Schwerpunkte
Uschi Schreiber, Irmi Egger, Gerhard Bauer, Alois Kinast, Robby Lederer u.a.
(Musik: Otto Lechner, Puschkawü, Kollegium Kalksburg – Dank an ottolechner.at, puschkawue.wien und kollegiumkalksburg.at)
Dauer 29’04

 

2009 hat der Aktionsradius die Arena Bar im 5. Bezirk entdeckt und erstmals bespielt - ein kleines feines Etablissement mit großer Varieté-Geschichte, das über die Jahrzehnte zum Rotlichtlokal mutierte. Gemeinsam mit Familie Wanne wurde das Kleinod aus den 1950er Jahren durch kulturelle Bespielung zurückverwandelt in eine "Bar der Künste". Beliebte Veranstaltungsreihen wie Frauen:Musik, Tribute-Konzerte, Soirée Eléctrique, Buch & Buchtel, Rotlicht Poetry Slam haben sich hier etabliert (siehe auch Kapitel "Arena Bar").

 

Der Gaußplatz 11 ist inzwischen zu einem kulturellen Qualitätsbegriff geworden und hat viele Fans und Stammgäste aus ganz Wien und darüber hinaus. Das Projekt „Radio AugartenStadt“ (Redakteur Mischa G. Hendel) trägt in einer Kooperation mit dem benachbarten freien Radio Orange (O94) Interessantes vom Gaußplatz 11 zum Nachhören in die Welt hinaus.
 

Audiotrack (gestaltet von Mischa G. Hendel)
Beitrag Radio AugartenStadt „Jubiläum 25 Jahre Aktionsradius am Gaußplatz 11“ (2017)
(Musik: Steve Gander & Friends, u.a. – Dank an stevegander.net sowie die Band-Kollegen)
Dauer 19'05


Alle Audiotracks zur Geschichte und zu den Projekten des Aktionsradius,
gestaltet von Mischa G. Hendel und Andrea Hiller, finden Sie als Sammlung auf der Seite Video & Audio 

 

Ein großes Netzwerk und viele KooperationspartnerInnen haben zum Gelingen des Gesamtprojekts Aktionsradius Wien beigetragen. Der Designer und Mediengestalter Wolfgang Bledl unterstützt Aktionsradius-Projekte seit Kulturnetz- und Kultur.Park.-Zeiten und hat nun, gemeinsam mit dem Programmierer Carl Majneri, die vorliegende Website grafisch umgesetzt. Der Grafiker Tom Sebesta gestaltet seit etwa 20 Jahren die beliebten Druckwerke und Flyer des Aktionsradius. Julia Gmoser hat das Team über zwei Jahrzehnte an der Veranstaltungsbar unterstützt; Constantin Scherer hat Crew und Projekte vor einigen Jahren temporär verjüngt und in der jüngsten Zeit sind es junge KünstlerInnen und Intellektuelle wie Ania Gleich oder Emil Kohlmayr, die den Aktionsradius erfrischen und künstlerisch bereichern. Allen, die mitgewirkt haben und die weiterhin mitwirken: DANKE!