In ihrem neuen Buch "Die Unerreichbarkeit von Innsbruck" (Sonderzahl, 2018) entspinnt die Autorin Gabriele Petricek ein komplexes Spiel zwischen Wirklichkeit und Fiktion. Die Protokolle einer Reise von Schreib-Ort zu Schreib-Ort lässt sich als Meta-Krimi lesen: Wer ist hier "Ich"? Wer verfolgt wen? Was hat Bloom, der prekäre Held aus James Joyce' Ulysses, mit dem vor tausend Jahren in Stockerau gelynchten irischen Märtyrer St. Koloman zu tun? Ein Wiedergänger nach dem anderen taucht auf, hinterlässt meist mehrdeutige Spuren und tritt wieder ab. Die Leiche eines Blinden liegt im Gebüsch am Karlsplatz, während der dazugehörige Blindenstock in Venedig spazieren geht. Oder ist alles wieder ganz anders? "So weit die wahre Geschichte. Jetzt müsste sie bloß noch erfunden werden", lautet das von Felix Philipp Ingold geliehene Motto, und besser kann man den sprühenden Einfallsreichtum dieses Buches nicht zusammenfassen.

Nach der Lesung von Roman-Passagen dringt Helmut Neundlinger neugierig in die literarische Arbeitswelt der Autorin ein – und neugieriges Publikum macht es ihm später gleich.

Soviel vorweg: Gabriele Petricek, geboren in Krems, lebt als freie Schriftstellerin in Wien. Zahlreiche Stipendien, Preise und Writer-in-Residence-Aufenthalte. Zuletzt erschienen: Von den Himmeln, Triptychon (2009); Joyce's Choice oder: Ein Hund kam in die Küche (2011).

Helmut Neundlinger lebt als Autor und Literaturwissenschaftler in Wien.