Daniela Dahn (www.danieladahn.de) greift in ihrem neuen Essay-Buch die Goya-Radierung „Der Schlaf der Vernunft gebiert Ungeheuer“ auf und fragt: Wer schläft warum – und was sind die Ungeheuer von heute? Sie erinnert auf nachvollziehbare Weise an Immanuel Kants Überlegungen zur Vernunft. Der größte Philosoph der Aufklärung, der Vordenker der Menschenrechte, besteht darauf: Alles, was passiert, hat eine Ursache, ist nur eine Fortsetzung der Reihe. Deshalb ist es von größter Bedeutung, wo man bei der Erzählung einer Geschichte den Anfang setzt. Was geht einer „Zeitwende“ voraus?
Die Autorin geht dem Vorwurf nach, dass die Vernunft der von uns gewählten Entscheidungsträger schläft. Sie halten nicht hinreichend Schaden von ihrem Volk ab, wozu sie sich verpflichtet haben. Sie versagen darin, eine Friedensordnung zu gewährleisten, den irreparablen Kipppunkt des Klimas zu verhindern, Fluchtursachen zu bekämpfen. Sie schüren Ängste vor Pandemien, aber gehen ein Weltkriegsrisiko ein, um ihre Werte, also ihre Interessen, durchzusetzen. Sie selbst sind der Rechtsruck. Und dennoch wählen große Mehrheiten sie immer wieder. Kriegshysterie scheint ansteckender als Corona. Auch ein Großteil der ins immergleiche Horn blasenden Medien befördern den Schlaf der Vernunft. Alles Schlafwandler? Haben denn Massenproteste je eine politische Entscheidung aufgehoben, fragen die Resignierten. Teilweise schon, sagt Daniela Dahn und plädiert dafür, nicht vor den Ungeheuern der Zeit zu kapitulieren, sondern sich verstärkt einzumischen. Ein Beispiel ist die „friedliche Revolution" der Ostdeutschen in der Wendezeit. Im Gespräch mit Martina Schmidt, ehemalige ORF-Redakteurin, spricht Daniela Dahn über die Herausforderungen unserer Zeit sowie über ihre Erfahrungen in der DDR als Gründungsmitglied des Demokratischen Aufbruchs.
Sie geht auf die konstitutionellen Schwächen der eigenen Ordnung ein und greift dabei auf Konzepte der „friedlichen Revolution“ der Ostdeutschen in der Wendezeit zurück. Die Einschränkung des repräsentativen Parlamentarismus wird dem zunehmenden Bedürfnis der Bürger nach Teilhabe nicht mehr gerecht. Die Erfahrung gehört nicht zu werden, erweckt Ohnmachtsgefühle, die auf erschreckende Weise ein Ventil nur noch im Rechtsradikalismus finden. Das politische System muss sich für neue Inhalte und Politikformen öffnen, um politisches Engagement zu fördern und den Schlaf der Zukunft aufzuwecken.
Daniela Dahn, geboren 1949 in Berlin, studierte Journalistik in Leipzig und war Fernsehjournalistin. Seit 1981 ist freie Schriftstellerin und Publizistin. Sie war Gründungsmitglied des «Demokratischen Aufbruchs», ist Mitglied des PEN sowie Trägerin zahlreicher Preise. www.danieleladahn.de (Foto: VIADATA Holger John)
Martina Schmidt, langjährige ORF-Redakteurin und „Report"-Journalistin. Martina Schmidt war 20 Jahre im ORF in verschiedenen TV-Magazinen als Redakteurin tätig, zuletzt 13 Jahre beim wöchentlichen Politikmagazin. Als freie Journalistin kuratiert sie seit 2023 Publikumsgespräche und Gesprächsreihe im Theater Nestroyhof Hamakom.
Ort: Gaußplatz 11, 1200 Wien.
ACHTUNG: PÜNKTLICHER BEGINN WEGEN LIVESTREAM!!
Einlass: 18.30 Uhr. Beginn: 19.00 Uhr.
Die Veranstaltung wird auch filmisch aufgezeichnet - mit der Teilnahme stimmen Sie den Foto-/Filmaufnahmen zu. Keine Anmeldung erforderlich! Bitte Handys ausschalten!!