SA
05.
Oktober
2024
08:00 Uhr
Ort wird bekanntgegeben (bei Anmeldung!)
JÜDISCHER SEMMERING - Tagesexkursion
Kultur, Natur und Geschichte der Sommerfrischeregion
Die Exkursion führt mit dem Zug zum Semmering – seit dem 19. Jahrhundert beliebte Sommerfrischeregion der Wienerinnen und Wiener. Der Semmering hat eine interessante Geschichte, war Handelsweg, Gesundheits- und Erholungsregion, Anziehungspunkt für viele Künstlerinnen und Künstler und Mittelpunkt des Gesellschaftslebens. Der Ausbau der Eisenbahn hat die touristische und wirtschaftliche Entwicklung der Region angekurbelt und viele Menschen, auch jüdische Gäste, angezogen. Seit dem Jahr 2000 wird das Südbahnhotel am Semmering mit Kulturveranstaltungen wiederbelebt – ein Revival für den Semmering?
Im Ort Semmering-Kurort, rund um das Südbahnhotel, begleitet uns die Journalistin Eva Pfisterer als Tour-Guide. Sie nutzt den Semmering als Zweitwohnsitz, führt uns auf einer Wanderung zum „20 Schilling Blick“ und berichtet über geplante Hotelprojekte und Bürgerproteste am Semmering.
In Breitenstein übernimmt der Künstler und Autor Richard Weihs die Tourleitung. Nach jahrelangen Recherchen über die Geschichte seiner jüdischen Familie erzählt er über das ehemalige jüdische Sanatorium seiner Großtante Henriette Weiss in Breitenstein am Semmering. Über sie durfte er einen Beitrag für die Ausstellung „Who Cares?“ Jüdische Antworten auf Leid und Not“ im Jüdischen Museum Wien mitgestalten. Diese ist noch bis zum 1. September zu sehen!
Die Mitglieder der Familie wurden von den Nationalsozialisten vertrieben oder ermordet. Darunter bekannte sich Prominente wie Leon Kellner, engster Mitstreiter und Nachlassverwalter von Theodor Herzl. Seine Tochter Dora Sophie Kellner war mit dem Philosophen Walter Benjamin verheiratet, der mit ihr öfters zu Gast im Sanatorium am Semmering war. Dort weilten auch immer wieder bedeutende Protagonisten des Roten Wien: Karl Seitz war über viele Jahre Stammgast, weitere Gäste waren Otto Bauer, Friedrich Adler und Otto Glöckel.
Die Recherchen vom Richard Weihs über die Enteignung, Vertreibung und Ermordung der jüdischen BürgerInnen des Semmerings waren so umfangreich, dass sie in einem zweibändigen Buchprojekt mit dem Titel „Zertrümmerte Erinnerung am Semmering“ im Verlag der Theodor Kramer Gesellschaft veröffentlicht werden. Im Herbst erscheint der erste Band „Eine österreichisch-jüdische Geschichte“, nächstes Jahr folgt dann der zweite Band „Die kuriose Geschichte eines Kurtortes“. Und auch im Rahmen des von Dr. Danielle Spera herausgegebenen Buches „Stammgäste – Jüdinnen und Juden am Semmering“ konnte Richard Weihs zwei Kapitel und zahlreiche Informationen beitragen.
Kategorie(n):
Diskussion | Vortrag
Themenbereich: Gesellschaft & Politik