Wie der Kampf um die Ukraine die Welt verändert ist der Untertitel dieses Sammelbandes (Promedia 2023, www.mediashop.at). Die blau-gelbe Fahne steht für Freiheit, das ominöse russische Zeichen „Z“ für Unterdrückung. So einfach ist der Krieg um die Ukraine nicht erklärbar, obwohl sich unter europäischen Staatskanzleien und Leitmedien nur diese eine Erzählung festgesetzt hat. Der Band „Kriegsfolgen“ will jenseits von Propaganda die Motive und die Folgen dieser seit Generationen gefährlichsten Weltkrise durchleuchten – an die 20 AutorInnen haben daran mitgewirkt. In mehreren Kapiteln werden die Vorgeschichte des Konflikts, der Kriegsgang selbst, die Beteiligung des westlichen Bündnisses über Waffenlieferungen für die Ukraine und Sanktionen gegen Russland, das Erstarken der politischen Rechten in Kiew und Moskau sowie die Rolle der Medien im transatlantischen Raum durchleuchtet. Dem Vormarsch der NATO und dem wirtschaftlichen Ausgriff der EU in Richtung Osten steht das Konzept „russki mir“ gegenüber, das die Zusammenführung der „russischen Welt“ betreibt. Die Ukraine ist zwischen Ost und West – nicht zum ersten Mal in der Geschichte – zum Spielball im geopolitischen Ringen geworden.
Die von Brüssel ausgerufene Parteinahme für Kiew hat in Windeseile zu einer russophoben Stimmung im Westen geführt, die selbst vor verstorbenen russischen Künstlern – und erst recht vor lebenden – nicht Halt macht. Das Canceln russischer Kultur stellt der sogenannten „Werte¬gemeinschaft“ ein katastrophales Zeugnis aus und erinnert in Vielem an ein längst überwunden geglaubtes Feindbild Russland. Dem entgegenzutreten und die Hintergründe des Krieges vorurteilsfrei zu bewerten, haben sich die Autorinnen und Autoren dieses Bandes zur Aufgabe gemacht.
Für das Gespräch mit Herausgeber Hannes Hofbauer ist Florian Warweg (Autor, Nachdenkseiten) eingeladen – er betreut das Nachdenkseiten-Projekt „Faktencheck der Faktenchecker“. Florian Warweg ist gebürtiger Magdeburger und stieß im Juni 2022 zum Redaktionsteam der NachDenkSeiten. Zuvor arbeitete er u.a. im Bundestag sowie für das Lateinamerikaportal amerika21 und RT DE. Er lebt in Berlin. In der Zeitspanne von 2003 bis 2009 hatte er längere Arbeits- und Studienaufenthalte im Nahen Osten (Syrien, Israel) und Lateinamerika (Chile, Peru, Argentinien, Kolumbien). Für die NachDenkSeiten ist Florian Warweg als Parlamentskorrespondent tätig und wird in dieser Funktion auch die Bundespressekonferenz abdecken. Daneben betreut er das neue NDS-Projekt „Faktencheck der Faktenchecker“.
Für den Abend geplant war auch Peter Weibel. Er war ursprünglich als Autor für den Sammelband vorgesehen – die Arbeitsüberlastung in den letzten Monaten machte diesen Plan leider zunichte und sein Textbeitrag über "Das Canceln der russischen Kultur" kam nicht mehr zustande. Er versprach aber, nach seinem Umzug nach Wien das Buch im Aktionsradius zu diskutieren. Am 1. März 2023 starb Peter Weibel wenige Tage vor seinem 79. Geburtstag in Karlsruhe. Peter Weibel ging Kontroversen nicht aus dem Weg. Er war eine mahnende, zukunftsweisende Stimme und blieb seiner Rolle als friedensorientierter Mensch, Rebell und Tabubrecher treu – bis zum Schluss. Er trat für Waffenstillstand und gegen Waffenlieferungen in sein Geburtsland Ukraine ein. Er war Initiator des offenen Briefes im Vorjahr und Erstunterzeichner des "Manifest für Frieden" im Februar 2023. Seine Stimme wird uns fehlen! Wir trauern um den engagierten Künstler und Intellektuellen, der sich bis zuletzt eine kritische Haltung bewahrte.
Peter Weibel, geboren in Odessa am 5. März 1944, verbrachte einen Großteil seiner Kindheit/Jugend in Flüchtlingslagern und Internaten in Oberösterreich. Nach der Matura ging er ein Jahr zum Studium nach Paris (Französisch, Film, Komparatistik) und anschließend nach Wien, wo er Medizin, dann Mathematik mit Schwerpunkt Logik studierte. Peter Weibel war ein Universalgelehrter, der es verstand, die unterschiedlichsten Bereiche zu vernetzen. Er war Pionier und Ermöglicher, Ausstellungskurator und Medientheoretiker. Peter Weibel hat seit den 1960er Jahren die heimische Kunstszene mitgeprägt, an der Verbindung von Wissenschaft und Kunst gearbeitet und seit 1999 das international renommierte Medienkunstzentrum ZKM in Karlsruhe geleitet.
Ort: Gaußplatz 11, 1200 Wien.
ACHTUNG: PÜNKTLICHER BEGINN WEGEN LIVESTREAM!!
Einlass: 19.00-19.20 Uhr. Beginn: 19.30 Uhr.
Die Veranstaltung wird auch filmisch aufgezeichnet - mit der Teilnahme stimmen Sie den Foto-/Filmaufnahmen zu. Keine Anmeldung erforderlich! -Bitte Handys ausschalten!!