Der Historiker Hannes Hofbauer präsentiert im Gespräch mit Andrea Hiller sein neues Buch „Zensur“ (Promedia Verlag 2022, www.mediashop.at), in dem er Publikationsverbote im Spiegel der Geschichte beleuchtet – vom kirchlichen Index bis zur YouTube-Löschung. Er geht in die Geschichte zurück, um die aktuellen Verbotspraktiken besser verstehen zu können. In unseren Tagen – im post-industriellen, kybernetischen Zeitalter – entwickelt sich eine neue Zensur-Praxis, angesiedelt zwischen staatlichen Wahrheitswächtern und privaten Medienmonopolen. Die Wiederkehr der Zensur in unseren Tagen wurzelt aus Sicht des Autors in der ökonomischen Schwäche des transatlantischen Raums. Sie ist demnach ein Phänomen des Niedergangs, in dem eine immer autoritärer agierende Elite um ihre Diskurshegemonie kämpft. Je erfolgreicher eine der herrschenden Meinung entgegenstehende Position unter die Menschen gebracht wird, desto aggressiver wird ihr mit „Zensurkeulen“ begegnet.

Das Buch von Hannes Hofbauer möchte das Bewusstsein für Zensur schärfen, um historische Parallelen erkennen zu können, wie z.B. jene der Zensurstriche in Heinrich Heines „Reisebildern“ und den geschwärzten Videos auf YouTube.