Für Aktionsradius-Fans und Gaußplatz-Interessierte befassen wir uns einen Abend lang mit dem Haus Gaußplatz 11 und den Häusern der Umgebung, mit Baugeschichte, Stadtgeschichte, jüdischer Geschichte sowie Familien- und BewohnerInnen-G´schichtln.

Ein Beispiel: Lotte Ingrisch ist als Charlotte Gruber am Gaußplatz 11 aufgewachsen und hat das Haus ihrer Kindheit – „unser Haus“ – zu einem „Kraftort“ erklärt: „In allen, die sich dort aufhalten, fängt sie zu kreisen an. Unsichtbare Türen führen den, der die Schwellen der Angst zu überschreiten vermag, in andere Welten, aus denen er vielleicht nicht als derselbe wiederkehrt.“ (aus dem Buch „Gaußplatz 11“, 1994).

Wolfgang Bledl zeigt ein Kurzvideo mit Erzählungen von Lotte Ingrisch – filmisch festgehalten im Rahmen eines Künstler-Frühstücks in Linde Wabers Atelier.

Der Gaußplatz liegt am Rand der ehemals jüdisch geprägten „Alt-Brigittenau“ und stellte eine wichtige Verbindung zur Leopoldstadt dar. Es ist daher nicht verwunderlich, dass sich hier bis 1938 ein Zentrum jüdischen Lebens in Wien entwickelte. In fast jedem der umliegenden Häuser waren in den 1930er Jahren mehr als die Hälfte der Bevölkerung Jüdinnen und Juden; jüdische Geschäfte, Vereine und Einrichtungen belebten den Platz.

Im heutigen Aktionsradius-Lokal war einige Zeit das Kaffeehaus „Jägerhof“ untergebracht, betrieben von Leon Selzer, der in den 1920er Jahren auch Bezirksrat war. Einblicke in die Stadtteilgeschichte zeigen das Leben und den Verlust der „Verlorenen Insel“.

Auch persönliche Geschichten zu BewohnerInnen um den Gaußplatz werden einfließen. Aus der Familie des Stadtbaumeisters Franz Bernert sind interessante Persönlichkeiten hervorgegangen wie die Schauspielerin und Autorin Luise Ullrich (Bernert-Enkelin) oder ihre Schwester Editha Koffer-Ullrich (Gründerin der „Wiener Schule der Musiktherapie“), über die Gabriele Castell (Bernert Urenkelin, Tochter von Luise Ullrich) sowi9e Bernert-Ururenkel Philip Szikszay erzählen werden.

Zwei Virtuosen des Gaußplatzes, Otto Lechner (Bürgermeister der AugartenStadt) am Akkordeon und Roman Britschgi (Trio Klok u.a.) am Kontrabass, lassen Themenabend und Finissage musikalisch ausklingen.